10 Tipps für bessere Reise- und Reportagefotos

Tipps und Tricks für bessere Reisefotos
03/10/2017

Feiernde Fussballfans in Worms, Rheinhessen

In diesem Beitrag will euch einige Anregungen geben, die euch aus meiner Sicht helfen können, jedes Bild besser zu machen. Würde mich freuen, wenn das gelingt! Also los gehts:

Every picture tells a story 

Beautiful bavarian girl

Bayrische Folklore während eines Festumzugs in Berchtesgaden

Aus meiner Sicht muss jedes Reise- oder Reportage-Bild eine Geschichte erzählen, nur dann erzeugt es Spannung. Das heißt für den Fotografen, dass er die Geschichte erkennen oder konstruieren muss, bevor er das Foto macht.

Welche Message geht von dem Foto des gelangweilten Bankers in der New Yorker Wall Street aus? Welche Geschichte kann das Bild illustrieren? Kann es beispielsweise für eine beginnende weltweite Rezession stehen?

Was erzählt uns dagegen das strahlende Kind in einer ärmlichen Region in Asien mit dem neuen Spielzeug in der Hand?

Tipp: Überlegt euch eine Geschichte, die sich in eurem Umfeld abbilden lässt, bzw. aus den regionalen Nachrichten. Nehmen wir die Probleme bei der Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs oder einer touristischen Attraktion. Welches Bild könnt ihr heute machen, um eine interessante Geschichte mit dem Motiv zu erzählen?

Bildgestaltung – Der Anfang und das Ende des guten Fotos

Der Bereich Bildgestaltung ist die hohe Kunst der Fotografie. Hier gibt es viele, viele Möglichkeiten, ich will an dieser Stelle nur die wichtigsten anreißen.

Ganz entscheidend ist die Drittelregel. Mein Tipp: Geht raus und macht einen Tag nur Bilder, die der Regel folgen. Das wird eure Wahrnehmung schulen und alle Bilder besser machen. Viele Kameras können im Sucher oder auf dem Display die entsprechenden Linien einblenden, das ist eine super Hilfe zum Start.

Oft ist schon sehr viel gewonnen, wenn das Hauptmotiv von der Bildmitte an den Rand rückt. Das lässt sich besser trainieren und umsetzen, wenn der gewählte Autofokus-Punkt der Kamera nicht in die Mitte, sondern an den Rand gesetzt wird. Das Leuchtturmbild bietet ein gutes Beispiel dafür, durch die klare Komposition strahlt es eine große Ruhe aus.

Weitere Stichworte sind, Vorder- und Hintergrund, Tiefenschärfe, Blende und Belichtungszeit, Bildformat, Linienführung, Perspektive und vieles mehr. Dazu schreibe ich demnächst mal ausführlicher was.

Leuchtturm im Hafen von Osor, Cres (Kroatien)

Dein bester Freund – das Licht

Das Bild entstand am frühen morgen im ersten Licht, das die Blätter wunderbar flach anleuchtet. Der Nebel im Hintergrund sorgt für schönen Kontrast und die entsprechende Freistellung des Hauptmotivs.

Weinlaub im herbstlichen Licht in Lorchhausen, Rheingau.

Im gleißenden Mittagslicht bedarf es dagegen einiger Erfahrung, um gute Bilder zu machen. Einfacher ist es nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang, also im ersten und letzten Drittel des Tages. Wenn es euch möglich ist, nutzt diese Phasen, gerade Reise- und Landschaftsbilder werden enorm profitieren, weil das flach einfallende Licht viele bessere Konturen, Kontraste und Farben erzeugt.

Lernt mit dem Licht zu spielen, es ist das wichtigste Werkzeug für die Bildgestaltung. Nicht von ungefähr legen Studio- und Modefotografen so viel Wert auf die Ausleuchtung mit Blitzen und Dauerlicht – draußen macht es für euch die Sonne und künstliche Lichtquellen.

Mit Blende und Belichtungszeit steuert ihr, wie viel Licht auf den Sensor trifft. Das lässt sich gut mit gezielter Über- und Unterbelichtung üben – die Unterschiede in der Bildwirkung sind gewaltig!

Tipp: Viele Kameras bieten die Möglichkeit in den Automatik-Modi gezielt um Blende über- und unterzubelichten, oft durch einen +/- Knopf gekennzeichnet. Testet aus, wie sich die Atmosphäre des Bildes ändert.

Get closer

Feiernde Fussballfans in Worms, Rheinhessen

Wenn du denkst du bist nah dran, bist du noch einen Schritt zu weit weg. Sprich mit den Menschen, die du fotografieren willst. Keiner wird gerne einfach so abgeschossen und rechtlich ist es auch nicht so einfach. Freundlichkeit und Respekt sind hier der Schlüssel für emotionale und fesselnde Fotos.

Verstehe, was die Menschen tun. So kannst du dich auf die wesentlichen Inhalte konzentrieren. Und antizipieren, was als nächstes passiert und den entscheidenden Schritt voraus sein, wenn der Moment für das optimale Bild kommt. Ein Beispiel: Was passiert, wenn die Verkehrsampel grün wird? Wohin laufen die Menschen dann?

Ausrüstung? Die Technik bist du!

Ich gebe es zu – ich mache mir selbst zu viele Gedanken um das Thema. Über die Jahre habe ich aber beim ständigen Kaufen und Verkaufen ein paar Regeln für mich gelernt, die ich mit euch teilen will.

Mein Tipp: Fang klein an und steiger dich. Eine Spiegelreflexkamera aus dem Einsteigerbereich ist schon sehr mächtig und außerdem günstig. Wenn ihr an die Grenzen der Kamera- oder Objektiv-Leistung kommt ist es Zeit für eine Neuanschaffung – vorher nicht. Diese Einstellung wirkt sehr positiv auf die Lernkurve, weil durch den Lernerfolg auch die nächste Ausrüstungsstufe näher rückt.

Zumindest in den klassischen Systemen wie Nikon und Canon gibt es sowohl bei Kameras als auch bei Objektiven ältere Modelle, die den aktuellen oft nur in Kleinigkeiten nachstehen. Was spricht also dagegen, eine gebrauchte digitale Spiegelreflexkamera aus einer der vorherigen Generationen zu kaufen, die in einem guten Zustand ist? Über einen Kauf beim Händler lässt sich das Risiko eines Defekts senken.

Noch stärker gilt das für Objektive, hier lassen sich nach einiger Recherche echte Schnäppchen machen. Gute Objektive verlieren kaum an Wert. Im Einkauf liegt die Kraft.

Am Ende des Tages steht die Erkenntnis: Die Technik wird kein einziges Bild von dir besser machen. Und wer fotografieren kann, holt aus jedem Material ein interessantes Bild raus. Es liegt nur an deinen Fähigkeiten, ob das Bild eine Wirkung beim Betrachter erzeugt.

Nachbearbeitung

Ein Thema, dass nicht bei allen Fotografen auf ungeteilte Freude stößt, mich eingeschlossen. Trotzdem kann ich sagen, es lohnt sich fast immer, gerade in technisch schwierigen Situationen wie zum Beispiel einer mangelnden Beleuchtung vor Ort.

Daraus folgt für mich: Besser Raw als Jpeg. Die Bearbeitungsmöglichkeiten mit entsprechenden Raw-Convertern sind um ein Vielfaches größer. Wenn es die Kamera hergibt, ist es für den Anfang ratsam, Raw und Jpeg parallel aufzuzeichnen. Wenn es Bedarf für die Nachbearbeitung gibt, steht jederzeit auch ein Raw zu Verfügung.

Software-Lösungen gibt es viele, entscheidend ist die Entwicklung eines individuellen Workflows.

Und zu guter Letzt: Lass dich inspirieren!

Was mich neben guten Fotos immer am meisten inspiriert ist die Malerei. Viele Grundprinzipien der Fotografie entstammen der Malerei, wie Farbe, Komposition oder die Fähigkeit, gute Geschichten zu erzählen. Der Besuch von Ausstellungen und Museen kann also ganz neue Blickwinkel auf die eigene Arbeit eröffnen.

Bei aller Inspiration – erliegt nicht der Verführung, andere zu kopieren. Der Anspruch sollte sein, es besser zu machen.

 

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